Photovoltaikmodule gelten seit vielen Jahren als langlebige Investitionsgüter. Wenn sie nach 20 bis 25 Jahren zurückgebaut werden, gehen Betreiber jedoch häufig davon aus, dass Austausch und Recycling der einzige sinnvolle Weg seien. Ein Pilotprojekt von Wien Energie und 2ndCycle zeigt jetzt, dass dieser Standardprozess neu gedacht werden kann – und dass ein Großteil der Module technisch länger nutzbar bleibt.
Technischer Zustand alter Module neu bewertet
2ndCycle betreibt in Amstetten die erste vollautomatische Anlage, mit der Altmodule systematisch geprüft werden. Die Messungen erfolgen nach anerkannten Standards und ermöglichen erstmals eine objektive Bewertung des Leistungszustands. Die Anlage bereitet Module zudem vor – durch Reinigung und Funktionsbewertung – sodass sie wieder eingesetzt oder vermarktet werden können.
Im Rahmen des Projekts wurden Module untersucht, die zuvor über 25 Jahre Grünstrom für Wien Energie erzeugt hatten. Das Ergebnis überrascht: Ein Großteil der Module erreicht rund 97 Prozent der ursprünglichen Leistung. Studien des Fraunhofer-Instituts bestätigen diese Beobachtungen und zeigen, dass die Degradation bei vielen älteren Modulgenerationen geringer ausfällt als lange vermutet wurde.
Wiederverwendung im eigenen Anlagenbestand und zweiter Markt
Wien Energie setzt einen Teil der geprüften Module intern wieder ein und verlängert so die Betriebsdauer bestehender Anlagen. Weitere Module werden als Second-Life-Module vermarktet – etwa als Ersatzteile oder Erweiterungen für bestehende PV-Installationen. Damit entsteht erstmals ein nachvollziehbarer Prozess zwischen Rückbau und Recycling, bei dem die Funktionsfähigkeit einzelner Komponenten nicht verloren geht.
Ein neuer Ansatz für Kreislaufwirtschaft in der Photovoltaik
Der Ansatz zeigt, dass Kreislaufwirtschaft im PV-Sektor nicht erst am Ende des Produktlebens beginnt. Entscheidend ist die transparente Beurteilung des tatsächlichen Leistungszustands. Sie ermöglicht differenzierte Entscheidungen statt pauschalen Komplettaustauschs.
„Statt funktionstüchtige Module direkt auszusortieren, machen wir ihre Leistungsfähigkeit sichtbar und eröffnen einen zweiten Nutzungskreislauf“, erklärt Simon Prüller, CEO von 2ndCycle.
Bedeutung für Betreiber und Energieversorger in den kommenden Jahren
Mit dem Rückbau alter Anlagen, Repowering-Projekten und zunehmenden Betriebstemperaturen wird die Frage nach dem technischen Zustand gebrauchter Module relevanter. Der Ansatz von 2ndCycle bietet die Grundlage für Entscheidungen, die sowohl wirtschaftlich sinnvoll als auch ressourcenschonend sind.
Für Betreiber wie Wien Energie ergibt sich ein messbarer Vorteil: weniger Neuinvestitionen, geringerer Materialeinsatz und die Verfügbarkeit geprüfter Ersatzmodule führen zu stabileren Bestandsanlagen – mit deutlich geringeren ökologischen Fußabdrücken.
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