Hat sich die Leistung von PV-Modulen in den letzten zehn Jahren wirklich verdreifacht?

Ein Faktencheck über Effizienz, Flächenleistung – und neue Herausforderungen

In einem Gespräch letztens hörte ich den Satz: „Die Leistung von PV-Modulen hat sich in den letzten zehn Jahren verdreifacht.“ Klingt beeindruckend – aber stimmt das wirklich? In diesem Beitrag beleuchten wir, was „Leistung“ bei PV-Modulen eigentlich bedeutet, wie sich Fläche, Wirkungsgrad und Qualität entwickelt haben – und warum der reine Blick auf Watt Peak zu kurz greift.

Was bedeutet „Watt Peak“?

Die Nennleistung eines PV-Moduls – angegeben in Watt Peak (Wp) – wird unter Standard-Testbedingungen (STC) ermittelt: 1.000 W/m² Einstrahlung, 25 °C Zelltemperatur und definierte Spektralverteilung. Der sogenannte Flash-Test liefert diesen Wert und ist ein Standardverfahren in der Modulprüfung.

👉 Mehr zur STC-Prüfung und Flash-Test gibt’s in unserem Fachbeitrag.

Ja, Module sind heute deutlich leistungsstärker – pro Fläche

Vor rund zehn Jahren hatten Standardmodule (60-Zeller, polykristallin) etwa 240–270 Wp auf einer Fläche von ca. 1,6 m² – das ergibt rund 160 W/m². Moderne Module mit größeren Zellformaten (z. B. 182 mm Halbzellen, monokristallin) erreichen 550–600 Wp auf 2,3–2,8 m² – also >230 W/m².

📈 Die Flächenleistung ist also um ca. 60–70 % gestiegen, was vor allem durch höhere Zellwirkungsgrade und größere aktive Zellflächen möglich wurde.

Schwachlichteffizienz: Mehr Ertrag bei weniger Sonne

Ein oft übersehener Fortschritt moderner PV-Technologie ist die verbesserte Schwachlichteffizienz:

Neuere Zelltechnologien wie PERC, TOPCon oder HJT liefern auch bei diffuser Einstrahlung, Bewölkung oder in den Morgen-/Abendstunden mehr Ertrag als ältere Zellen. Das ist insbesondere für Standorte mit weniger optimaler Ausrichtung oder in höheren Breitengraden ein entscheidender Vorteil.

Aber: Mehr Watt ≠ automatisch bessere Qualität

Neben den beeindruckenden Fortschritten gibt es auch kritische Entwicklungen, die oft übersehen werden – insbesondere durch den anhaltenden Preisdruck in der Branche:

1. Größere Module = höhere mechanische Belastung

Die Standardgröße von PV-Modulen ist in den letzten Jahren stark gewachsen – mit Längen über 2,30 m und Flächen über 2,4 m². Um Gewicht und Kosten zu sparen, wurden vielfach dünnere Aluminiumrahmen eingesetzt – teilweise mit geringerer Legierungsqualität.

➡️ Die Biegesteifigkeit sinkt, was zu höheren mechanischen Belastungen auf die Zellen führen kann – insbesondere bei Montage, Wind, Schnee oder Transport.

➡️ Zellbrüche und Mikrorisse werden so wahrscheinlicher – mit potenziellen Langzeitschäden und Leistungsverlusten.

2. Qualitätskontrolle unter Druck

Der enorme Kostendruck – insbesondere im Niedrigpreissegment – führt zunehmend zur Vernachlässigung strenger Qualitätskontrollen in der Produktion.

In der Praxis sehen wir häufiger Module mit unzureichender Lamination, schlecht verarbeiteten Anschlussdosen oder optischen Mängeln, die sich langfristig auf die Leistung auswirken können.

3. Durchschnittliche Minderleistung bei Flash‑Tests (Fraunhofer ISE)

Eine aktuelle Analyse des Fraunhofer ISE – basierend auf über 70.000 Flash‑Tests in ihrem CalLab seit 2012 – zeigt: Seit etwa 2017 messen die Labore regelmäßig geringere Leistungen, als von den Herstellern angegeben. Hier geht's zur Veröffentlichung.

© Fraunhofer ISE

© Fraunhofer ISE 

  • Bis 2016 lagen die Abweichungen meist im positiven Bereich oder unter 1 %.
  • 2023 wurde eine durchschnittliche Unterperformance von −1,3 % festgestellt
  • 2024 zeigt eine leichte Verbesserung, bleibt jedoch mit −1,2 % weiterhin unter dem Hersteller-Wert

Diese Minderleistung von rund 1–1,3 % mag gering erscheinen – doch auf marktskalierte Neubauten (z. B. 16,2 GWp Zubau in Deutschland 2024) entspricht dies einer verlorenen Leistung von rund 195 MW – etwa der Nennleistung einer sehr großen PV‑Freiflächenanlage.

Fazit: Fortschritt mit Schattenseiten

Ja – moderne PV-Module liefern mehr Leistung pro Fläche, sind effizienter bei Schwachlicht und nutzen größere aktive Zellflächen. Aber: Mehr Watt Peak heißt nicht automatisch bessere Qualität.

Wer sich heute für neue Module entscheidet – ob für Neubau oder Repowering – sollte neben Leistung und Preis vor allem auf Bauqualität, mechanische Stabilität und zuverlässige Prüfberichte achten. Denn die wahre Leistung zeigt sich nicht am Datenblatt – sondern im Ertrag über 20+ Jahre.

Tipp: Bei 2nd Cycle prüfen wir PV-Module auf alle relevanten Qualitätsmerkmale – elektrisch, optisch und mechanisch – und verlängern so ihren Lebenszyklus sicher und nachvollziehbar. 👉 Mehr zur PV-Modulprüfung erfahren

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